Praxisschwerpunkt: Kopfschmerzen und Migräne
© Marion Holly
Seit Beginn meiner ärztlichen Tätigkeit bin ich als Neurologin auf Kopfschmerzen und Schmerzen spezialisiert, bis 2015 im oberbayerischen Kopfschmerzzentrum im Klinikum Großhadern der LMU.
Bei Kopfschmerzen kommt es zunächst auf die richtige Diagnose an. Eine genaue Anamnese ist deswegen wichtig, auch für die Behandlung.
Für die Anamnese nehme ich mir viel Zeit, damit ich die Umstände der Erkrankung, die Vorbehandlung und Ihre Situation als Patient verstehen kann.
Migräne und Spannungskopfschmerzen als primäre Kopfschmerzen (ohne zugrundeliegende andere Erkrankung) machen über 90 % der Kopfschmerzen in der Praxis oder Ambulanz aus. Diese müssen von selteneren primären Kopfschmerzen und Kopfschmerzen anderer Ursache unterschieden werden. Andere Ursachen von Kopfschmerzen sind z.B. eine Liquordruckerhöhung (früher Pseudotumor cerebri, jetzt idiopathische intrakranielle Druckerhöhung) oder morgendliche Kopfschmerzen bei nächtlichem Schnarchen oder ein Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz. Seltenere primäre Kopfschmerzen sind z.B. der schlafgebundene Kopfschmerz oder der Cluster-Kopfschmerz.
Stress ist dabei nicht die Ursache von Kopfschmerzen, sondern ein häufiger Auslöser und gleichzeitig eine Folge häufiger Kopfschmerzen.
Behandlung von Migräne
Bei der Behandlung der Migräne unterscheidet man zwischen Behandlung einer Attacke und vorbeugender Behandlung, sowie medikamentösen und nicht-medikamentösen Maßnahmen.
Attackenbehandlung
Zur medikamentösen Attackenbehandlung gibt es neben bewährten Schmerzmitteln wie ASS oder Ibuprofen seit den 90-er Jahren auch spezielle Migränemedikamente, die Triptane, in verschiedenen Darreichungsformen, als Tablette, Schmelztablette, Nasenspray oder zur Injektion.
Zur Verbesserung des Therapieerfolges ist manchmal die vorherige Einnahme eines Mittels gegen Übelkeit ratsam.
Es gibt zwar auch nicht-medikamentöse Behandlungsverfahren für die Migräneattacke, wie Pfefferminzöl lokal auf Stirn, Schläfen und Nacken; Akupunktur, Biofeedback-Behandlung der Schläfenarterie, nicht-invasive Vagusnervstimulation. Bis auf die erste haben sich diese jedoch bislang nicht breit durchgesetzt, meist wegen fehlender Verfügbarkeit in der Attacke.
In der Frühphase einer Attacke können introvisionserfahrene Patienten eine Entspannungstechnik, das KAW (Konstatierendes Aufmerksames Wahrnehmen) einsetzen.
Vorbeugende Behandlung
Zur vorbeugenden medikamentösen Behandlung von Migräneattacken gibt es viele Substanzen:
von Beta-Blockern, Calciumkanal-Blockern über Antiepileptika bis zu Antidepressiva. Seit November 2018 besteht auch die Zulassung für ein CGRP-(Rezeptor)-Antikörper Präparat, das als Injektion zur vorbeugenden Migräne-Behandlung ab vier Migräne-Attacken pro Monat angewendet werden kann. Diese selbst monatlich zu verabreichende Spritze wird in der Presse auch als Migräne-Impfung bezeichnet (was so nicht stimmt).
Bei chronischer Migräne gibt es auch die Möglichkeit von Botulinumtoxin-Injektionen. Die Auswahl einer Substanz erfolgt individuell nach Absprache mit dem Patienten im Hinblick auf möglichen Zusatznutzen (ein Antidepressivum bei zusätzlich bestehender Depression) oder Gegenanzeigen (keine Beta-Blocker bei Neigung zu Ohnmachtsanfällen bei niedrigem Blutdruck).
Zur vorbeugenden nicht-medikamentösen Behandlung wird das Führen eines Kopfschmerzkalenders ebenso empfohlen wie regelmäßiger Ausdauersport und Entspannungstechniken (Yoga, progressive Muskelrelaxation nach Jacobson), bei manchen Patienten wirkt auch Akupunktur.
Ich empfehle speziell für Migränepatienten, aber nicht nur für diese, die Introvision, eine Methode zur emotionalen und mentalen Selbstregulation, mit der man Entspannung und Gelassenheit im Alltag und bei Kopfschmerzen erlangen kann. Introvisionserfahrene Patienten können auch teils Attacken in der Frühphase abwenden.
Gerade bei Migränepatienten, bei denen eine gestörte Reizverarbeitung mit einer Art Überreaktion auf Sinneseindrücke nachgewiesen ist, ist eine Wahrnehmungstechnik wie das KAW besonders vielversprechend.
Eine Studie zur Prüfung der Wirksamkeit von Introvision bei Migränepatienten läuft seit September 2017 in der Neurologischen Poliklinik im Klinikum der LMU in Großhadern / München, Studienleiterin bin ich. Die Rekrutierung wurde zwischenzeitlich beendet.
Mehr zu Introvision und Kopfschmerzen / Migräne können Sie in meinem Buch „Introvision bei Kopfschmerzen und Migräne“, geschrieben zusammen mit Sonja Löser und Petra Spille, zwei erfahrenen Introvisionsberaterinnen aus Hamburg, unter www.introvision-muenchen.de, zur Introvision allgemein unter www.introvision.uni-hamburg.de erfahren.